Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
kann man behaupten, der ZDF-Moderator Ulrich Kleber würde mit betriebswirtschaftlichem Halbwissen glänzen, wenn er uns erklärt, dass der Verbraucher Nachteile hat, weil es keine billigen Air-Berlin Flüge mehr gibt?
Ich meine nein, denn das, was in wohlklingende Worte verpackt und mit ein paar Fachbegriffen gespickt ist, hat mit Betriebswirtschaft überhaupt nichts zu tun, sondern ist reine Ideologie:
Alles zum Wohle der Verbraucher und Unternehmer sind nur dann gut, wenn sie ihre Waren und Leistungen halb verschenken.
Gott-sei-dank gibt es Kartellbehörden, die einigermaßen über fairen Wettbewerb wachen und zumindest theoretisch gegen Dumpingpreise vorgehen. Denn ein solches Wirtschaften schadet am Ende allen:
Zunächst der um solides Unternehmertum bemühten Konkurrenz, die im harten Preiskampf auf gesunde Gewinne verzichten muss. Dann geht es an die Arbeitsplätzen, die bei ruinös wirtschaftenden Unternehmen schließlich verloren gehen. Am Ende leidet dann auch der bis zum Entmündigung geschützte Verbraucher, der einer längst als defizitär bekannten Airline große Summen weit im Voraus überweisen hat und sich nun wundert, dass ihm kein Verbraucherschützer dieses Geld zurück gibt.
Halten wir fest:
– Unternehmergewinne sind nichts Unanständiges. Sie sind ein absolutes Muss und zur Sicherung von Existenzen und Arbeitsplätzen dringend erforderlich.
– Das Leben ist nicht nur für Unternehmer voller Risiken, auch wenn nationaler Wohlstand die Politiker zu einem Wettrennen um den unübertroffenen Schutz des Verbrauchers liefert. Doch dieses Gefühl von Sicherheit ist trügerisch, denn es trainiert den Beglückten die Urinstinkte ab, die sie zur Vorsicht mahnen und treiben sie in die Arme von Gauklern, Internetschummlern und Lockvogelanbietern.
– Konzerne, insbesondere schlecht wirtschaftende, dürfen nicht länger mit Samthandschuhen angefasst werden. Das sichert am Ende weder niedrige Preise, noch Arbeitsplätze.
Zurück zum sicherlich guten Journalisten Ulrich Kleber. Wo ist das Problem?
Das Problem heißt Mainstream i.V.m. Political Correctness. Es erzeugt bei immer mehr Menschen das schleichende Gefühl, dass da jemand (nicht nur Herr Kleber) auftritt, der uns, mit intellektuellem Heiligenschein dekoriert, die Welt erklärt, wie wir sie wahrscheinlich alle gerne hätten, sie jedoch nie sein wird.
Genauso wenig wird die Welt allerdings mit einfachen Wahrheiten funktionieren, auch wenn es noch so verständlich ist, dass sich diejenigen, deren Unwohlsein wächst, von der etablierten publizistischen und politischen Klasse abwenden und das Bedürfnis nach klaren Worten haben:
> „Das wird man ja wohl mal sagen dürfen…!“
> > „Aber so etwas ist doch weder Mainstream, noch entspricht es der Political Correctness!“
>>> „Scheißegal!“
Denn, verehrte BVfK-Mitglieder: Was raus muss, muss raus und wer eine scharfe politische Diskussion nicht aushält, sollte Gärtner werden. Sorry, liebe Gärtner.
Was hat das jetzt mit Autohandel zu tun?
Der u.a. für den Autohandel zuständige VIII: Zivilsenat des BGH fällt, seitdem dort der Vorsitz gewechselt hat, Urteile zum größer werdenden Nachteil des Autohandels, die sich nicht nur damit erklären lassen, dass man ja schließlich dem EuGH zu folgen habe - und der liegt nach Meinung von Fachleuten so etwas von daneben, dass man politisch unkorrekt sagen könnte: „Die haben einen an der Waffel!“
Leider merken sie es nicht, denn in ihrer Welt ist alles richtig und logisch. Wenn sich dennoch mal kleine Argumentationslücken ergeben, wird darüber nach dem Motto: „was nicht sein kann, das nicht sein darf!“ hinweggegangen.
Doch Verbraucherschutz hat seine Grenzen und die werden dort deutlich, wo potente Konzerne ihre Lobbyisten von der Leine lassen. Dann erlebt man nicht nur bei Air-Berlin, sondern auch im Falle Hyundai eine Großzügigkeit beim Umgang mit Rechtsverstößen, die einen BVfK-Vorstand fast zur Verzweiflung und manchen freien Kfz-Händler an den Rand des Ruins treiben.
Resümee: Wir müssen sehr dicke Bretter bohren und dies geht nicht mit dem Presslufthammer – allerdings kommt man mit dem Werkzeug eines Zahnarztes auch nicht weiter.
Die Kunst der Diplomatie liegt nicht in der Mitte, sondern in der Entwicklung einer Vielzahl von Werkzeugen und deren wirkungsvollem Einsatz.
Wirkungsvoll ist immer das „Miteinander reden“ und dafür stehen nicht Kontakte zur Kanzlerin, zum Präsident der Europäischen Kommission, zur Vorsitzenden des VIII. BGH-Senats, sondern zu vielen, die auf den entscheidenden unteren Ebenen wirken, wozu auch ein enges Netzwerk von Verbänden vom ZDK, über den ADAC, die Wettbewerbszentrale, den BVMW, der DEUVET, dem EAIVT, dem VDAT u.v.a.m. zählt.
Gemeinsam arbeiten wir an den ganz großen Aufgaben, wozu u.a. derzeit die Problematik rund um die Preisbewertungssystem von Autoscout24 und mobile.de zählen. Wenn der BVfK hier nicht in der gewünschten Lautstärke öffentlich anprangert, dann bedeutet dies nicht, dass wir untätig sind. Wir machen es derzeit nur recht leise, weil wir dies für erfolgversprechender halten.
Es passiert also immer etwas und wer mehr darüber wissen möchte, kann gerne in Bonn auf einen Kaffee vorbei kommen, denn dann können wir auch das erzählen, was wir hier nicht schreiben wollen.
Sie werden überzeugt sein: Die machen
"Alles Gute für Ihren Autohandel!"
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
Feedback immer gerne direkt an: vorstand@bvfk.de